Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) experimentieren rund 90 Prozent aller Zentralbanken mit CBDCs. Warum?
Previn Singh: Ich denke, die G7-Staaten sind ziemlich besorgt darüber, dass die Geldpolitik der Zentralbanken zugunsten kommerzieller Interessen an Bedeutung verlieren könnte. Wenn Zentralbanken heute die Inflation nachverfolgen möchten oder bestimmte Geldmengenziele anstreben, spielen sie in diesem Prozess aktuell eine viel direktere Rolle, als es in Zukunft der Fall sein könnte.
Daher wollen die G7-Staaten sicherstellen, dass sie ihre Währungssouveränität behalten. Die Schwellenländer hingegen machen sich Sorgen um die finanzielle Inklusion. Sie wollen erreichen, dass ihre Bürger formell in das Finanzsystem und nicht in ein Schattenbanksystem einbezogen werden. Es gibt auch einige andere Rechtsordnungen und Zentralbanken, die sich mehr für die Erhebung von Daten und im Wesentlichen eine bessere Datenqualität für zukünftige Analysen interessieren.
Matthias Jüttner: Wenn wir über CBDCs sprechen, müssen wir zwischen Retail- und Wholesale-CBDCs unterscheiden. Viele Zentralbanken experimentieren mit Retail-CBDCs, die allen zur Verfügung stehen würden. Es wären im Wesentlichen tokenisierte Banknoten. Im Gegensatz dazu würden Wholesale-CBDCs einer tokenisierten Form von Sichteinlagen entsprechen, die von Finanzinstituten bei der Zentralbank gehalten werden. Viele regulierte Finanzinstitute haben bereits Zugang zu elektronischem Zentralbankgeld in Form von Sichteinlagen.