Mit SPACS an die Börse. So funktioniert’s.
Anstelle des klassischen IPO wagen derzeit viele IT-, Gesundheitstechnologie- und Fintech-Unternehmen den Schritt an die Börse über die Fusion mit sogenannten Special Purpose Acquisition Companies (SPACs). Doch wie funktioniert ein SPAC überhaupt, und was bedeuten sie für Anleger?
Wie funktioniert ein SPAC?
Eine Special Purpose Acquisition Company, kurz SPAC, ist eine Mantelgesellschaft. Sie hat den Geschäftszweck, ein vorher noch nicht bestimmtes und nicht kotiertes Unternehmen auf dem Markt zu identifizieren, zu akquirieren und es durch die Übernahme öffentlich handelbar zu machen. Bildlich gesprochen ähnelt ein SPAC also einem durch einen Börsengang (Initial Public Offering, IPO) gefüllten Geldbeutel, der von einem qualifizierten Sponsor vorausschauend an der Börse kotiert wird.
Weil SPACs beim Börsen-Listing noch über keine Bewertungsbasis verfügen, werden ihre Aktien meist zum Einheitspreis von zehn US-Dollar emittiert. Nach dem Listing kann der Aktienkurs vom inneren Wert abweichen.
Gegenwärtig investieren Mantelgesellschaften hauptsächlich in disruptive beziehungsweise digitale Geschäftsmodelle in der IT, der Elektromobilität, der Gesundheitstechnologie oder im Bereich FinTech. Hauptmarkt dafür sind die USA – aber auch in Europa konnten London und Amsterdam erfolgreich einige SPAC-Börsengänge durchführen.
In sechs exemplarischen Schritten zu einem SPAC
1. Ein qualifizierter Sponsor setzt einen Prospekt auf, der die anlagestrategische Opportunität beschreibt: zum Beispiel eine neue Marktnische, eine technologische Innovation oder einen kompetitiven Umbruch der jeweiligen Branche. Mit diesem Prospekt kann das SPAC ein erleichtertes Börsen-Listing beantragen und gleichzeitig Kapital von interessierten Anlegern aufnehmen.
2. Auf das Listing folgt typischerweise eine Frist von 18 bis 24 Monaten, um ein passendes Zielunternehmen zu identifizieren. Während dieser Zeit ist das Kapital blockiert. Scheitert die Suche, wird das Geld an die SPAC-Aktionäre retourniert.
3. Als Nächstes führen Sponsor und Zielunternehmen Verhandlungen über den Investitionsbetrag und den Preis. Diese bedürfen abschliessend der Zustimmung der ursprünglichen SPAC-Investoren. Mit der offiziellen Bekanntgabe des Zusammenschlusses startet der De-SPAC-Übergangsprozess.
4. Zur Durchführung der Zielinvestition benötigen SPACs oftmals zusätzliches Kapital. Dieses Geld wird typischerweise bei Private Investments in Public Equity (PIPEs) aufgenommen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Pensionskassen oder Aktienfonds.
5. Zum Abschluss der Zieltransaktion benötigt das SPAC die Zustimmung der ersten IPO-Investoren (nicht der PIPE-Investoren).
6. Das SPAC fusioniert mit dem Zielunternehmen und übernimmt dessen Namen. In der Regel erhält der Sponsor Einsitz im Aufsichtsrat des Unternehmens, wo fortan das gesamte Kapital des SPAC investiert ist. Die Firma ist somit an der Börse kotiert und ihre Aktien sind nach dem Börsengang frei erhältlich.
Die Vorteile von SPACs
Für das Zielunternehmen besitzt die Kapitaltransaktion mit einem SPAC wichtige Vorteile, die auch den SPAC-Investoren zugutekommen. So kennt das Zielunternehmen bei einer SPAC-Transaktion den Preis und den Betrag der Kapitalinvestition im Voraus. Der indirekte Börsenzugang via Fusion bietet nicht nur eine höhere Transaktionssicherheit und Geschwindigkeit, er ist durch die geringeren Vorschriften auch deutlich einfacher als auf direktem Wege.
Diese Preissicherheit und die Geschwindigkeit beim Börsengang sowie die unternehmerische Flexibilität bereichern den Wettbewerb der Kapitalmärkte und die Opportunitäten für Anleger.
Die Risiken von SPACs
Die Kehrseite der geringen Regulierungen sind insbesondere Risiken aus eingeschränkten Transparenzvorschriften sowie aus der disruptiven Strategie einiger Zielunternehmen. Daraus entsteht für Anleger ein höherer Prüfaufwand. Ebenfalls macht die Credit Suisse Anleger, die potenziell Geld investieren möchten, auf das Kursschwankungsrisiko aus Prämie und Discount aufmerksam.