Warum kann sich das unsere Familie nicht leisten?
Die Skiferien, das Sommerlager oder das neue Smartphone sind nicht gerade günstig und deshalb auch nicht für alle Familien eine Selbstverständlichkeit. Wie können Eltern ihren Kindern erklären, warum sie sich bestimmte Dinge nicht leisten können oder wollen? Daniel Betschart von Pro Juventute gibt Antwort.
Der Sohn will mit seinen Kollegen in den Vergnügungspark, die Tochter braucht ein neues Smartphone. Doch wie soll das bezahlt werden?
Rechnen Sie laut vor
Unterstützen Sie Kinder dabei, zu verstehen, dass man sich gewisse Dinge leisten kann oder eben nicht, indem Sie laut vordenken, vorrechnen und erklären. Vieles ist für Kinder nicht auf Anhieb klar. Das fängt beim gemeinsamen Einkaufen an: Wieso kommen gewisse Produkte in den Einkaufswagen und andere nicht? Erklären Sie Ihren Kindern auf Augenhöhe, was mit dem verdienten Geld bezahlt werden muss. Zeigen Sie ihnen auf, dass gewisse grundlegende Dinge (Wohnung, Heizung, Essen) Priorität haben und andere warten müssen. So helfen Sie Ihren Kindern, zu begreifen, dass Mama und Papa manchmal auch auf etwas verzichten müssen – sei es auf ein schönes Abendessen im Restaurant, einen Urlaub oder einen neuen Computer.
Erklären Sie das Kleingedruckte
Werbung trägt oft ihren Teil dazu bei, Wünsche zu wecken und manchmal auch den wahren Preis zu verschleiern. Kinder sehen Angebote wie «Smartphone für einen Franken» und schliessen daraus, dass sogar ihr Taschengeld dafür reichen würde. Sie verstehen nicht, warum die Eltern ihnen diese Produkte nicht kaufen wollen. Dass das günstige Angebot nur in Verbindung mit einem teuren Abo zu haben ist, wissen Kinder noch nicht.
Solche Beispiele können Eltern zum Anlass nehmen, um sich das Angebot und das Kleingedruckte einmal genauer anzusehen und sich mit ihren Kindern darüber auszutauschen: Wie funktioniert Werbung? Wie sieht der wahre Preis aus?
Zeigen Sie alle anfallenden Kosten auf
Den Kindern zu zeigen, was das tägliche Leben kostet, ist wichtig. Oft reicht dies jedoch nicht aus. Nur weil Kinder wissen, wie viel etwas kostet, können sie noch nicht einschätzen, ob sie sich die Sache auch leisten können. Veranschaulichen Sie älteren Kindern mit einem Beispiel aus dem Familienbudget, wie viele Ausgaben zusammenkommen: Nach dem Abzug von Miete, Krankenkasse, Steuern, Essen und eventuell einem Auto bleibt oft nicht mehr viel übrig. So lernen sie den Umfang aller anfallenden Kosten kennen und beginnen zu begreifen, dass man Prioritäten setzen muss. Kleinere Kinder verstehen das vielleicht noch nicht so gut – Jugendliche im Oberstufenalter dann sicher schon. Trotzdem braucht es auch hier das bewusste Vorleben der Eltern und hin und wieder Erklärungen und gemeinsames Suchen nach Lösungen.
Sagen Sie auch mal Nein
Der neue «European Consumer Payment Report 2017» zeigt, dass 28 Prozent der Eltern schon den Druck empfunden haben, für ihr Kind Produkte zu erwerben, die sie sich nicht leisten konnten. Die Mehrheit davon hat dem Druck nachgegeben und dem Kind das Gewünschte gekauft. Auch wenn Eltern nur das Beste für ihr Kind wollen: Alle Wünsche immer zu erfüllen, führt nicht zum Ziel. Denn dadurch wird Kindern vermittelt, dass man sich alles leisten kann – obwohl dies nicht der Fall ist. Kinder können gar meinen, dass Geld unbegrenzt zur Verfügung steht.
Sie lernen so weder zu warten noch zu sparen oder sich etwas erst dann zu kaufen, wenn das nötige Geld beisammen ist. Eltern sollen sich trauen, sowohl die familiäre Finanzsituation zu erklären als auch mal Nein zu sagen.
Auch wenn Eltern nur das Beste für ihr Kind wollen: Alle Wünsche immer zu erfüllen, führt nicht zum Ziel.
Daniel Betschart
Finden Sie Alternativen
Klar, bestimmte Dinge braucht man. Ohne Smartphone zum Beispiel geht es ab einem gewissen Alter nicht mehr. Doch das neuste iPhone ist teuer – sowohl mit als auch ohne Vertrag. Wenn Eltern sich das nicht leisten können oder wollen, sollten sie gemeinsam mit dem Kind Alternativen besprechen. So gäbe es beispielsweise die Möglichkeit, dass die Eltern zwar für ein Smartphone aufkommen, aber nur für ein Modell, das ins Budget passt. Will das Kind ein teureres Modell, soll es die Differenz selber zusammensparen. Vielleicht kann das Geburtstags- oder Weihnachtsgeld dafür verwendet werden? Oder das Kind findet in der Nachbarschaft eine Gelegenheit, sich durch kleine Arbeiten etwas Geld dazuzuverdienen? Kinder und Jugendliche sollen selber aktiv werden und dürfen bei der «Problemlösung» durchaus kreativ sein.