Auf Dividenden setzen. Risiken vorbeugen.
Die Finanzmärkte haben sich erholt. Doch die Kursgewinne werden mehr der Börsenstimmung als den verbesserten Gewinnaussichten zugeschrieben. Wie funktionieren Dividendenstrategien und warum sind solche defensive Anlagestrategien jetzt besonders interessant.
Dogs-of-the-Dow-Strategie basiert auf Dividenden
Nach dem Börsen-Crash 1987 und dem Beginn der Rezession 1991 begannen Börsianer vermehrt über einfache Methoden nachzudenken, wie ein Index in seiner Performance übertroffen werden kann. So beschrieb Michael O’Higgins in seinem 1991 veröffentlichten Buch «Beating the Dow» eine auf Dividenden basierte Anlagestrategie, die sogenannte Dogs-of-the-Dow-Strategie. Dabei werden zum Jahresstart die zehn Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen aus dem Dow Jones Industrial Average ausgewählt und zwölf Monate mit gleicher Gewichtung im Depot gehalten.
Mit jedem neuen Kalenderjahr werden die Positionen neu auf ihre Dividendenrenditen überprüft und entsprechend angepasst. So gehören zum Beispiel zu den diesjährigen «Dogs of the SMI» gemäss Dividendenkalender grosse Versicherungen, aber auch Telekommunikationsanbieter.
Dividendenrenditen sind kein alleiniges Indiz für Erfolg
Dogs-of-the-Dow Strategien sind langfristig ausgerichtet und keinesfalls eine Erfolgsgarantie. Denn sie verzeichnen historisch zwar einige gute Performances. Jedoch ist die zu Grunde liegende Dividendenrendite nicht als alleiniges Auswahlkriterium geeignet. Dies gilt insbesondere, wenn Ausschüttungen zulasten des operativen Geschäfts getätigt werden.
Das Beispiel von General Motors, lange Zeit ein gesetztes Dogs-of-the-Dow- Mitglied, zeigt diese Schwachstelle auf. Der Automobilkonzern wies von 1997 bis 2008 starke Dividendenrenditen auf, jedoch nicht aufgrund hoher Dividenden, sondern wegen fallender Aktienkurse. Dies trieb zwar die Dividendenrenditen in die Höhe, sandte aber gleichzeitig ein negatives Signal aus.
Auch General Electric gehörte viele Jahre zur Familie der regelmässigen Dividendenzahler und qualifizierte sich Ende 2017 aufgrund der Dividendenrendite von über 4 Prozent für das Dogs-of-the Dow- Portfolio, obwohl zur gleichen Zeit Gewinnprobleme zu einer negativen Eigenkapitalrendite führten. Die Aktie verlor 2018 über 35 Prozent an Wert und wurde nach über 100 Jahren aus dem Dow Jones ausgeschlossen.
Andere Dividendenstrategien berücksichtigen Kontinuität
Dividendenrenditen spiegeln eine Momentaufnahme wieder und eignen sich darum nicht immer für die Prognose langfristiger Aktienerfolge. Mehr Bedeutung wird der konstanten Ausschüttung über mehrere Jahre beigemessen – also einer Dividendenstrategie, die den Fokus auf Kontinuität und stetiges Wachstum setzt.
Während einzelne Investoren nach der Finanzkrise vor rund zehn Jahren zeitweise auf eine Dividende verzichten mussten, stach der Nahrungsmittelriese Nestlé durch seine langfristig ausgerichtete Dividendenstrategie heraus. Nestlé zählt deshalb zu den sogenannten Dividenden-Aristokraten. Als Dividenden-Aristokraten werden Firmen bezeichnet, die ihre Dividendenausschüttung mindestens 20 Jahre in Folge steigern konnten.
Der S&P High Yield Dividend Aristocrats Index bildet genau diese Dividendenstrategie für den amerikanischen Aktienmarkt ab. Ein wahrer Champion unter den Aristokraten ist der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble, der seit sagenhaften 128 Jahren ununterbrochen eine Dividende zahlt und diese seit 1957 Jahr für Jahr sogar kontinuierlich erhöhen konnte.
Dividendenstrategien reduzieren das Anlagerisiko
Die Kursverluste im letzten Quartal 2018 haben uns einmal mehr vor Augen geführt, wie schnell Aktienmärkte korrigieren können. Kurzfristige Risiken wie politische Spannungen, der anhaltende Handelsdisput und eine Verlangsamung der globalen Weltwirtschaft rücken defensivere Strategien wie beispielsweise die Dividendenstrategie vermehrt in den Fokus.