Ein Kosmetikhersteller, der Tradition und Technik verbindet

1938 experimentierte die junge Appenzellerin Emilia Opitz-Altherr mit pflegenden Sub- stanzen und verkaufte diese von Tür zu Tür. Zwei Generationen später ist daraus ein international tätiger Kosmetikhersteller mit hohen Standards gewachsen. Das St.Galler Unternehmen ist noch immer in Frauenhand.

Evelyne Oechslin

Frau Studer, warum haben Sie sich entschieden, ins Familienunternehmen einzusteigen?

Mich haben das Internationale und die Verrücktheit der Kosmetikbranche gereizt. Es ist ein sehr kreatives und farbiges Gebiet, ständig kommen neue Rohstoffe hinzu und jeder Tag ist anders. Das kam mir entgegen, weil ich eine sehr neugierige Person bin.

 

Welche Sparten umfasst Ihr Unternehmen?

Das Endprodukt sind hochwertige kosmetische und pharmazeutische Produkte. Etwa 70 Prozent des Umsatzes erwirtschaften wir mit Lohnaufträgen und 30 Prozent mit unseren eigenen Marken. Unsere gesamte Produktionskette befindet sich in St.Gallen. Dazu gehören unser Forschungs- und Entwicklungslabor sowie ein grosser Maschinenpark für die Produktion der verschiedenen Inhalte und die Endkonfektionierung in unterschiedliche Behältnisse. Wir können die Maschinen so zusammenstellen, dass wir damit fast jede Tube, Dose oder Flasche abfüllen können.

 

Mila d'Opiz ist ein Unternehmen mit Tradition. Wie hat sich die Arbeit verändert?

Früher gab es kaum Regulatorien für Zutaten und Produktion oder Vorschriften in Richtung Herstellungspraxis für Arzneimittel (GMP). Als Kind war ich mit meinem Hund in der Lippenstiftabfüllung zu Besuch. Das kann man sich überhaupt nicht mehr vorstellen. Inzwischen sind die Standards in jedem Bereich sehr hoch und jeder Prozess wird immer regulierter und muss genau dokumentiert werden. Die Regeln und Vorschriften in der Kosmetik gleichen immer mehr denjenigen im Pharmabereich.

 

Was unterscheidet Sie von anderen Kosmetikherstellern?

Als einer der wenigen Kosmetikhersteller der Schweiz produzieren wir Kosmetik nach Pharmastandards und wir dürfen hervorheben, dass wir sowohl in der Premiumkosmetik als auch im Pharmabereich über eine hohe Expertise und eine grosse Erfahrung verfügen. Wir machen sämtliche Schritte in der Schweiz. Da wir von der Swissmedic zertifiziert sind, ist dies sinnvoll. Ein Werk im Ausland müsste ich nämlich ebenso streng kontrollieren, was nicht überall einfach wäre. Auch im Bereich Nachhaltigkeit engagieren wir uns. Diese ist aber in der Branche inzwischen zum Standard geworden. Wir haben ein geschlossenes Abwassersystem, heizen mit Fernwärme und unsere Produkte sind frei von Tierversuchen.

«Die Vorschriften in der Kosmetik gleichen immer mehr denjenigen im Pharmabereich.»

Haben Sie ein Lieblingsprodukt?

Die Creme «The Skin Whisperer». Das ist so etwas wie mein Baby. Bei der Präsentation zu den Rohstoffen haben die Experten gesagt, dass diese mit den Zellen kommunizieren. Da ist mir sofort das Stichwort «Hautflüsterer» eingefallen. Die Creme ist unser Rolls-Royce-Produkt. Es beinhaltet die neuste Technologie in Sachen Stammzellen und Antiaging. Ich habe sie immer dabei.

 

Was ist aus Ihrer Sicht ausschlaggebend für den Erfolg Ihrer Firma?

Entscheidend sind die vielen langjährigen Mitarbeitenden, die ihr Know-how weitergeben. Und die gleichbleibende Qualität. Wir bringen ein Produkt erst auf den Markt, wenn wir davon überzeugt sind. Wir versuchen, Trends zu antizipieren, aber auch Produkte zu schaffen, die langfristig Erfolg haben. Beispielsweise hatten wir schon Stammzellenprodukte im Sortiment, bevor Michelle Obama publikumswirksam davon gesprochen hat.

Ihre Grossmutter hat das Unternehmen 1938 als Eine-Frau-Betrieb gegründet. Welche Rolle spielt die Tradition heute?

Meine Grossmutter lebte alte Werte wie Ehrlichkeit, Zuvorkommenheit und Höflichkeit. Nach dem Motto «Der Kunde ist König». Diese Werte sind die Basis. Dazu kam immer mehr Technik. Unser Ansatz lässt sich wohl am besten mit «Tradition und Technik» umschreiben.

06/07/2023

Was sind für Ihr Unternehmen derzeit die wichtigsten Herausforderungen? 

Die Pandemie hatte negative Auswirkungen auf unser Geschäft. In der Schweiz waren die Apotheken offen, aber zum Beispiel in Asien stand das Leben monatelang still. Das ist einer unserer wichtigsten Märkte. Im Moment kämpfen wir zudem mit nicht autorisiertem Handel mit unseren Produkten, den sogenannten Graumarktverkäufen. Künftig wollen wir in unsere Bekanntheit investieren. Wir müssen digital sichtbarer werden und arbeiten an einer Lösung in diesem Bereich. Weiterhin aktuell bleibt auch das Thema Nachhaltigkeit.

 

Auch Ihre Tochter ist bereits bei Mila d’Opiz tätig. Wie bereiten Sie das Unternehmen auf die vierte Generation vor?

Meine Tochter Jenny hat Marketing studiert und wird nun schrittweise mehr Verantwortung übernehmen. Sie arbeitet seit drei Jahren im Unternehmen und hat im Januar den wichtigen Bereich Sales und Marketing übernommen. In drei Jahren kann sie sich entscheiden, ob sie einen Schritt weitergehen will. Sie macht ihren Job sehr gut und packt mit an, wo man sie braucht. Ich arbeite sehr gerne mit ihr zusammen. Wir inspirieren uns gegenseitig – auch gerade, weil wir teilweise andere Ansichten haben.

Zum Unternehmen

Anzahl Mitarbeitende: 55
Gründungsjahr: 1938
Firmensitz: St. Gallen
Tätigkeitsbereich: Entwicklung und Produktion von Kosmetik- und Pflegeprodukten
Aufgefallen: Produziert Kosmetik zu Pharmastandards.