Während einige Detailhandelssegmente im letzten Jahr noch von den Umständen der Pandemie profitieren konnten, gingen die Umsätze in diesem Jahr insgesamt zurück. Davon betroffen war vor allem der Food- und Near-Food-Bereich, wo die nominalen Umsätze um mehr als 4 Prozent zurückgingen. Im Non-Food-Bereich zeigte sich ein Minus von 1,2 Prozent.
Schätzungen zufolge sind die nominalen Umsätze über alle Branchen hinweg jedoch gegenüber 2021 um 2,6 Prozent geschrumpft. Die Gründe dafür finden sich hauptsächlich in den schwindenden Pandemie-Effekten, aber auch in der eingetrübten Konsumentenstimmung aufgrund der gestiegenen Energiekosten und der Inflation. Verglichen mit den Vorpandemiewerten, glänzt der Schweizer Detailhandel jedoch, so beispielsweise mit einem Plus von 5,7 Prozent gegenüber dem Jahr 2019.
Jedes Jahr liefert der Retail Outlook der Credit Suisse Einblicke in den Schweizer Detailhandel. Dieses Jahr betrachtete die Studie den Wettbewerb um Mitarbeitende, aber auch die Folgen der zunehmenden Digitalisierung. In dem neuesten «Credit Suisse Perspectives»-Video spricht Moderatorin Carolin Roth mit den Autorinnen und Autoren der Studie über die Ergebnisse und die Zukunft der Branche.
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Auch auf dem Arbeitsmarkt war die Lage für den Detailhandel angespannt. In zahlreichen Branchen herrschte 2022 ein Fachkräftemangel. Im dritten Quartal 2022 fiel die Zahl der registrierten Arbeitslosen in der Detailhandelsbranche auf den tiefsten Wert seit zehn Jahren, während die Zahl der offenen Stellen Rekordwerte erreichte. Diese Entwicklung ist jedoch nicht nur auf den Abgang von Arbeitnehmenden während der Corona-Pandemie zurückzuführen, sondern hängt mit den geringen Brancheneintritten und fehlendem Nachwuchs zusammen.
Auch in Zukunft dürfte die Problematik relevant bleiben. Ein Grund dafür ist die drohende Pensionierungswelle, wenn die Babyboomer-Generation ins Rentenalter kommt. Auf längere Sicht dürfte es sich lohnen, bereits jetzt Massnahmen gegen den Arbeitskräftemangel einzuleiten. Um neue Mitarbeitende zu rekrutieren und zu binden, sind neue Ansätze gefragt. Einer Umfrage von Fuhrer und Hotz zufolge könnten etwa eine wertschätzende Führungskultur, flexible Arbeitszeitmodelle und Weiterbildungsmöglichkeiten einen positiven Einfluss haben.
Seit der Pandemie befindet sich der Online-Handel in der Schweiz im Höhenflug. Diesen Trend vermögen auch geöffnete Geschäfte nicht zu ändern. Während jüngere Generationen einen Grossteil ihrer Einkäufe bereits seit Längerem online erledigen, zeigt sich nun, dass auch ältere Konsumentinnen und Konsumenten ihre Einkäufe immer häufiger virtuell tätigen. Insgesamt haben rund 71 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer in den letzten drei Monaten einen Einkauf online getätigt. Mit rund 45 Prozent gingen die meisten Bestellungen im Bereich Kleidung, Schuhe/Accessoires ein, gefolgt von Unterhaltungselektronik/Haushaltsgeräte und Möbel/Haushaltsartikel/Gartenartikel mit je rund 26 Prozent.
In Zukunft dürfte sich dieser Trend weiterentwickeln. Das Stichwort heisst: Social Commerce. Die gesteigerte Nutzung von Social Media macht es für Detailhändler attraktiv, die Waren direkt auf den Plattformen zum Verkauf anzubieten.
Was erwartet den Detailhandel im Jahr 2023? Das Schweizer Wirtschaftswachstum dürfte sich aufgrund einer weltweit eingetrübten Konjunktur 2023 verlangsamen. Jedoch sollte sich im Detailhandel dank der Zuwanderung sowie des stabilen Arbeitsmarkts ein leichtes Umsatzwachstum zeigen. Dies sowohl im Food-/Near-Food-Bereich mit 2,1 Prozent wie auch im Non-Food-Bereich mit 0,8 Prozent.
Obschon die Inflation für 2023 bei 1,5 Prozent zu liegen kommen dürfte und auch die Ölpreise nicht weiter steigen sollten, wird das Portemonnaie der Konsumentinnen und Konsumenten wohl auch im kommenden Jahr nicht so locker sitzen wie früher. Dieser Umstand ist dem voraussichtlichen Anstieg der Krankenkassenprämien mit 6,6 Prozent und höheren Unterhaltskosten für das Wohnen geschuldet.