Gating als Standardinstrument im Liquiditätsmanagement von Fonds
Während Gating früher nur selektiv bei kollektiven Kapitalanlagen respektive Fonds mit illiquideren Anlagen eingesetzt wurde, gibt es eine Entwicklung hin zu einer Berücksichtigung auch bei liquiden Anlagen.
Der Umgang mit Liquiditätsrisiken ist ein wichtiger Aspekt in der Verwaltung von Fonds. Dabei kann man Massnahmen in Bezug auf die Portfoliozusammensetzung von solchen in Bezug auf die Rücknahmemodalitäten unterscheiden. Unter Letztere fällt das Gating.
Ein Gating ist eine Einschränkung der Rücknahme von Fondsanteilen. Dabei wird eine Obergrenze für das Rücknahmevolumen im Fondsvertrag festgehalten, entweder als relativer Prozentsatz des Fondsvolumens oder als absoluter Wert. Bei Überschreitung dieser Obergrenze kann der übersteigende Betrag auf den nächsten möglichen Rücknahmezeitpunkt aufgeschoben werden. Die Investoren erhalten in diesem Fall die eingegebenen Rücknahmen entsprechend proportional abgerechnet.
Investorenschutz bei kollektiven Kapitalanlagen
Wichtig ist, dass Gating bei der Überschreitung des definierten Limits nicht automatisch aktiviert wird. Es tritt nur dann in Kraft, wenn die notwendigen Markttransaktionen nicht im Rahmen akzeptabler Transaktionskosten abgewickelt werden können. Grundsätzlich wird Gating als Liquiditätsmanagement-Tool entsprechend nur in Einzelfällen oder ausserordentlichen Situationen angewandt, um die Investoren zu schützen.
Solche Situationen können prinzipiell bei allen Fonds entstehen – auch bei jenen mit liquiden Anlagen, beispielsweise, wenn zu einem Zeitpunkt relativ grosse Rücknahmen eintreffen oder wenn ein Rücknahmevolumen, welches normalerweise mit vertretbaren Kosten gehandelt werden kann, auf einen Markt mit einem ausserordentlichen Verkaufsüberhang trifft. In solchen Situationen ist die Verfügbarkeit von Gating ein klarer Vorteil für den Investor.
Transparente Regeln bei Liquiditätsengpässen
Vorkehrungen wie beispielsweise das Single Swing Pricing reichen in einer ausserordentlichen Situation mit sehr hohen Transaktionskosten nicht immer aus. Das Gating hingegen kann in diesem Kontext als «Tail-Hedge» bezeichnet werden. Allerdings gilt es, die nötigen Massnahmen frühzeitig festzulegen. Sie erst in einer Stresssituation zu implementieren ist nicht möglich, da dies vertragliche Anpassungen bedingt.
Deshalb greifen Fondsleitungen in einem solchen Fall zum Schutz der Investoren meistens zum NAV-Aufschub. Diese Massnahme kommt jedoch meist überraschend, im Gegensatz zum Gating, welches als Bestandteil der regulären Rücknahmemodalitäten transparent im Fondsvertrag beschrieben ist. Zudem erhalten die Investoren bei einem Fonds mit Gating schon während eines Liquiditätsengpasses bereits einen Teil ihres Kapitals zurück und können dieses wieder investieren im Gegensatz zu einem Aufschub. Gating ist im Vergleich zum NAV-Aufschub also vorteilhafter, um alle Investoren bestmöglich vor einem Wertverlust aufgrund von Rücknahmen zu schützen und ihnen auch eine marktgerechte Liquidität zur Verfügung zu stellen.
Gating als Standardlösung – ein Plus für Investoren
Trotz den Vorteilen stehen viele Investoren der Verwendung von Gating nach wie vor eher kritisch gegenüber. Denn es gilt gegenwärtig als Indikator für mögliche Liquiditätsprobleme bei Fonds. Das ist mit ein Grund, warum das Tool bislang nur sehr selektiv und insbesondere bei illiquideren Anlagen zum Einsatz kommt.
Grundsätzlich kann eine Situation von ungenügender Liquidität jedoch bei allen Fonds auftreten, auch wenn diese in a priori liquide Anlagen investieren. Somit macht es Sinn, Gating bei allen Fonds vorzusehen, also auch bei liquiden Fonds zur Verfügung zu stellen. Als positiver Nebeneffekt wird das Tool damit bei den Investoren als Standard wahrgenommen und die Liquidität eines Fonds wieder differenziert beurteilt.
Effektives Liquiditätsmanagement bei kollektiven Kapitalanlagen
Zusammenfassend lässt sich sagen: Gating ist ein bewährtes und effektives Mittel, um Investoren bei Liquiditätsengpässen vor einem möglichen Schaden zu schützen. Liquiditätsengpässe können bei allen Fonds entstehen, auch wenn diese in generell liquide Anlagen investieren.
Gating wird dabei nur selektiv und bei Bedarf aktiviert, wenn ein Schaden für die Investoren vermieden werden kann. Somit ist es sinnvoll Gating präventiv in allen Fondsverträgen aufzunehmen. Dadurch hat die Fondsleitung ein zusätzliches und wirksames Tool zur Verfügung, das speziell in aussergewöhnlichen Stresssituationen Wirkung zeigt. Dies ist ganz im Sinne eines effektiven Anlegerschutzes.