Inflation: alles rund um Inflationsrate und Co.
Artikel

Inflation, einfach erklärt

Investorinnen und Investoren fürchten sich vor der Inflation. Sie haben Angst vor Geldentwertung und unkontrollierbaren Aktienmärkten. Doch ist Inflation zu Recht ein Schreckgespenst? Was hat es mit Begriffen wie Inflation, Deflation oder Realzins auf sich? Die Inflation, einfach erklärt.

Was ist Inflation?

Inflation ist der allgemeine Anstieg der Preise für Güter und Dienstleistungen. Diese Teuerung bedeutet, dass sich die Kaufkraft der Konsumenten verringert – für denselben Geldbetrag kann man sich weniger leisten als zuvor.

Berechnet wird die Inflation anhand eines Preisindex, zum Beispiel des Landesindex der Konsumentenpreise (LIK). Dieser bildet die Preisentwicklung eines Warenkorbs über einen bestimmten Zeitraum ab. Die Auswahl an Dienstleistungen und Produkten im Warenkorb repräsentiert den Bedarf von privaten Haushalten. Dazu gehören unter anderem «Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke», «Wohnen und Energie» sowie «Freizeit und Kultur». Jeder der Kostenblöcke wird für die Berechnung unterschiedlich stark gewichtet.

Inflationsrate: Zusammensetzung und Gewichtung eines Warenkorbs

Zusammensetzung und Gewichtung des LIK-Warenkorbs 2022

Die Zusammensetzung des Warenkorbs ergibt den Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), der die Preisentwicklung ermittelt. Die Zusammensetzung des Warenkorbs wird regelmässig vom Bundesamt für Statistik geprüft und bei Bedarf an veränderte Gewohnheiten der Haushalte angeglichen.
Quelle: BFS, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 2022

Wie entsteht Inflation?

Inflation kann bei der Nachfrage oder beim Angebot ihren Ursprung nehmen. Sie entsteht also zum einen, wenn Produkte und Dienstleistungen stärker nachgefragt werden, als sie vorhanden sind. Kann das Angebot kurzfristig nicht erhöht werden, reagieren Unternehmen schrittweise mit Preiserhöhungen.

Auf Angebotsseite kommt es andererseits auch zu Inflation, wenn die Produktion von Waren teurer wird – beispielsweise, weil Rohstoffe mehr kosten oder die Löhne steigen. Auch das hat höhere Preise von Gütern und Dienstleistungen zur Folge.

Negative Folgen von Inflation 

1. Geldentwertung 

Durch den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus können sich Haushalte für denselben Geldbetrag weniger leisten. Die Inflation entwertet somit das Geld, die Kaufkraft sinkt.

Auswirkungen der Inflation auf den Wert des Geldes

Über den Zeitraum von zehn Jahren verlieren 100 Schweizer Franken bei einer leichten jährlichen Inflationsrate von 2 Prozent knapp einen Fünftel ihres ursprünglichen Werts. Liegt die Inflation dagegen mit 3,5 Prozent auf hohem Niveau, hat das Geld nach zehn Jahren knapp einen Drittel weniger Wert. 

Quelle: Credit Suisse

2. Verlangsamtes Wirtschaftswachstum

Die verringerte Kaufkraft der Bevölkerung wirkt sich auch auf Unternehmensseite aus: Sinkt die Nachfrage langfristig, decken Unternehmen ihre Kosten über Preiserhöhungen. Zudem dürften die finanziellen Engpässe weniger Investitionen zur Folge haben, was wiederum das Wirtschaftswachstum bremst.

3. Geldanlagen verlieren Wert

Inflation wirkt sich über den Realzins auch auf Geldanlagen aus: Der Realzins ist der inflationsbereinigte respektive deflationsbereinigte Nominalzins und berücksichtigt somit die Kaufkraft. Sobald die Inflationsrate den Nominalzins übersteigt, wird der Realzins negativ – Ersparnisse auf dem Konto verlieren an Wert.

Realzins = Nominalzins – Inflationsrate

Beispiel:

Kontostand: 10’000 Franken
Nominalzins = 2 %
Inflationsrate = 3,5 %
Realzins = 2 % – 3,5 % = –1,5 %

Effektiver Wert der Geldanlage unter Berücksichtigung der Inflation:
10’000*(1 – 0,015) = 9850 Franken

Mässige Inflation hat Vorteile für die Wirtschaft

Inflation ist besser als Deflation

Eine leichte Inflation ist von Politik und Wirtschaft gewünscht. So strebt beispielsweise die US-Notenbank Fed für eine gesunde Wirtschaft eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Denn Inflation sorgt für Wachstum: In Erwartung höherer Preise investieren Unternehmen, und sie können höhere Löhne zahlen. In der Folge kaufen Konsumenten mehr ein.

Zudem schützt eine leichte Inflation vor einer Deflation, die das Wirtschaftswachstum blockieren und gar zu einer Wirtschaftskrise führen könnte. 

Notenbanken steuern mit den Leitzinsen die Inflation

Hinsichtlich der Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum sind Notenbanken bestrebt, eine stabile Inflation aufrechtzuerhalten. Das gelingt über die Steuerung der Zinsen:

Ist die Inflation tiefer als erwünscht, senken die Notenbanken den Leitzins. Dadurch gelangen Unternehmen günstiger an Kredite, und Investitionen werden attraktiver. Das kurbelt das Wirtschaftswachstum an, was sich wiederum positiv auf die Stimmung der Konsumenten auswirkt und die Inflation ansteigen lässt.

Droht die Inflation dagegen aus dem Ruder zu laufen, erhöhen Notenbanken ihre Leitzinsen. In der Folge steigen auch die Zinsen für Kredite, was die Investitionstätigkeit der Unternehmen sowie die Konsumfreudigkeit von Privaten dämpft. Die sinkende Nachfrage verringert die Teuerung.

Einfluss der Inflation auf die Börse

Auch auf dem Finanzmarkt bleiben Inflation und insbesondere steigende Leitzinsen nicht ohne Folgen. Bei Aktien ist entscheidend, wie hoch die Inflation ausfällt. Eine moderate Inflation, die einhergeht mit gesundem Wirtschaftswachstum, unterstützt die Kursentwicklung von Aktien. Ein Zuviel an Inflation führt dagegen zu Sorgen in der Wirtschaft. Unsicherheit bis hin zu panikartigen Verkäufen können an der Börse die Folge sein, und der Wert von Aktien wird untergraben.

Bei Anleihen ist das Bild zweiteilig. Ihre Entwicklung hängt weniger von der Inflation als vielmehr von der Entwicklung der Leitzinsen ab. So verlieren bisherige Anleihen im Portfolio an Wert, sobald für neu ausgegebene Obligationen höhere Zinsen geboten werden. Wer dagegen zum richtigen Zeitpunkt in neu emittierte Anleihen investiert, profitiert von höheren Zinsen für die gesamte Laufzeit.

Haben Sie Fragen zu diesem Thema?

Beratung vereinbaren This link target opens in a new window
Wir helfen Ihnen gerne weiter. Rufen Sie uns unter der Telefonnummer 0844 844 001 an.