Inflation, einfach erklärt
Investorinnen und Investoren fürchten sich vor der Inflation. Sie haben Angst vor Geldentwertung und unkontrollierbaren Aktienmärkten. Doch ist Inflation zu Recht ein Schreckgespenst? Was hat es mit Begriffen wie Inflation, Deflation oder Realzins auf sich? Die Inflation, einfach erklärt.
Was ist Inflation?
Inflation ist der allgemeine Anstieg der Preise für Güter und Dienstleistungen. Diese Teuerung bedeutet, dass sich die Kaufkraft der Konsumenten verringert – für denselben Geldbetrag kann man sich weniger leisten als zuvor.
Berechnet wird die Inflation anhand eines Preisindex, zum Beispiel des Landesindex der Konsumentenpreise (LIK). Dieser bildet die Preisentwicklung eines Warenkorbs über einen bestimmten Zeitraum ab. Die Auswahl an Dienstleistungen und Produkten im Warenkorb repräsentiert den Bedarf von privaten Haushalten. Dazu gehören unter anderem «Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke», «Wohnen und Energie» sowie «Freizeit und Kultur». Jeder der Kostenblöcke wird für die Berechnung unterschiedlich stark gewichtet.
Wie entsteht Inflation?
Inflation kann bei der Nachfrage oder beim Angebot ihren Ursprung nehmen. Sie entsteht also zum einen, wenn Produkte und Dienstleistungen stärker nachgefragt werden, als sie vorhanden sind. Kann das Angebot kurzfristig nicht erhöht werden, reagieren Unternehmen schrittweise mit Preiserhöhungen.
Auf Angebotsseite kommt es andererseits auch zu Inflation, wenn die Produktion von Waren teurer wird – beispielsweise, weil Rohstoffe mehr kosten oder die Löhne steigen. Auch das hat höhere Preise von Gütern und Dienstleistungen zur Folge.
Negative Folgen von Inflation
1. Geldentwertung
Durch den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus können sich Haushalte für denselben Geldbetrag weniger leisten. Die Inflation entwertet somit das Geld, die Kaufkraft sinkt.
2. Verlangsamtes Wirtschaftswachstum
Die verringerte Kaufkraft der Bevölkerung wirkt sich auch auf Unternehmensseite aus: Sinkt die Nachfrage langfristig, decken Unternehmen ihre Kosten über Preiserhöhungen. Zudem dürften die finanziellen Engpässe weniger Investitionen zur Folge haben, was wiederum das Wirtschaftswachstum bremst.
3. Geldanlagen verlieren Wert
Inflation wirkt sich über den Realzins auch auf Geldanlagen aus: Der Realzins ist der inflationsbereinigte respektive deflationsbereinigte Nominalzins und berücksichtigt somit die Kaufkraft. Sobald die Inflationsrate den Nominalzins übersteigt, wird der Realzins negativ – Ersparnisse auf dem Konto verlieren an Wert.
Realzins = Nominalzins – Inflationsrate
Beispiel:
Kontostand: 10’000 Franken
Nominalzins = 2 %
Inflationsrate = 3,5 %
Realzins = 2 % – 3,5 % = –1,5 %
Effektiver Wert der Geldanlage unter Berücksichtigung der Inflation:
10’000*(1 – 0,015) = 9850 Franken
Mässige Inflation hat Vorteile für die Wirtschaft
Inflation ist besser als Deflation
Eine leichte Inflation ist von Politik und Wirtschaft gewünscht. So strebt beispielsweise die US-Notenbank Fed für eine gesunde Wirtschaft eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Denn Inflation sorgt für Wachstum: In Erwartung höherer Preise investieren Unternehmen, und sie können höhere Löhne zahlen. In der Folge kaufen Konsumenten mehr ein.
Zudem schützt eine leichte Inflation vor einer Deflation, die das Wirtschaftswachstum blockieren und gar zu einer Wirtschaftskrise führen könnte.
Notenbanken steuern mit den Leitzinsen die Inflation
Hinsichtlich der Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum sind Notenbanken bestrebt, eine stabile Inflation aufrechtzuerhalten. Das gelingt über die Steuerung der Zinsen:
Ist die Inflation tiefer als erwünscht, senken die Notenbanken den Leitzins. Dadurch gelangen Unternehmen günstiger an Kredite, und Investitionen werden attraktiver. Das kurbelt das Wirtschaftswachstum an, was sich wiederum positiv auf die Stimmung der Konsumenten auswirkt und die Inflation ansteigen lässt.
Droht die Inflation dagegen aus dem Ruder zu laufen, erhöhen Notenbanken ihre Leitzinsen. In der Folge steigen auch die Zinsen für Kredite, was die Investitionstätigkeit der Unternehmen sowie die Konsumfreudigkeit von Privaten dämpft. Die sinkende Nachfrage verringert die Teuerung.
Einfluss der Inflation auf die Börse
Auch auf dem Finanzmarkt bleiben Inflation und insbesondere steigende Leitzinsen nicht ohne Folgen. Bei Aktien ist entscheidend, wie hoch die Inflation ausfällt. Eine moderate Inflation, die einhergeht mit gesundem Wirtschaftswachstum, unterstützt die Kursentwicklung von Aktien. Ein Zuviel an Inflation führt dagegen zu Sorgen in der Wirtschaft. Unsicherheit bis hin zu panikartigen Verkäufen können an der Börse die Folge sein, und der Wert von Aktien wird untergraben.
Bei Anleihen ist das Bild zweiteilig. Ihre Entwicklung hängt weniger von der Inflation als vielmehr von der Entwicklung der Leitzinsen ab. So verlieren bisherige Anleihen im Portfolio an Wert, sobald für neu ausgegebene Obligationen höhere Zinsen geboten werden. Wer dagegen zum richtigen Zeitpunkt in neu emittierte Anleihen investiert, profitiert von höheren Zinsen für die gesamte Laufzeit.